Projektvorhaben:
ThINKA Jena ist seit Juli 2022 eine Anlaufstelle für alle Bewohner*innen des Winzerlaer Stadtteils in Jena. Zum einen wird niederschwellige Erst- und Verweisberatung angeboten sowie die Menschen in Alltagsfragen wie bspw. bei der Wohnungssuche, Kontakt mit Behörden und diversen Problemlagen prozesshaft unterstützt. Zum anderen ist ein weiterer Schwerpunkt von ThINKA Jena die Gemeinwesenarbeit. Es werden Möglichkeiten der Begegnung geschaffen: Beispielsweise in unserem wöchentlichen Nachbarschafts-Café, bei Spielenachmittagen und kleinen Aktionen im Stadtteil. Somit wird ein gut zugänglicher Raum geschaffen, um an dem gesellschaftlichen Leben in Winzerla teilhaben zu können. Geplant sind zudem weitere Angebote, die informelle Hilfenetzwerke in Winzerla stärken sollen: So neben weiteren einen Treff für ukrainische Geflüchtete, die sich gegenseitig in ihrer Gemeinschaft unterstützen können.
Dabei ist uns wichtig die Impulse und Ideen der Bewohner*innen Winzerlas aufzunehmen. Ziel ist es ein Forum zu schaffen, welches es den Menschen ermöglicht eigene Ideen in ihr Wohngebiet einzubringen und diese mit Unterstützung durch uns und weitere Kooperationspartner*innen so selbstständig wie möglich zu verwirklichen. Außerdem wird Hilfestellung bei der Umsetzung von Nachbarschaftsprojekten von ThINKA Jena angeboten. Dies kann sich konkret in einem Straßen- oder Spielplatzfest ausgestalten.
Ein weiteres Feld ist die Netzwerkarbeit. Dabei sollen die bestehenden Netzwerkstrukturen des Stadtteils gestärkt und erweitert werden. So können die Unterstützungsstrukturen der sozialen Einrichtungen untereinander ausgebaut werden.
Sozialraum und Problemlagen:
Der Sozialraum Jena Winzerla umfasst die Großwohnsiedlung Winzerla. Die Bevölkerungszahl liegt bei 10.378 Einwohner*innen, die sich auf 6.523 Haushalte aufteilen. Die zwei großen Wohnungsunternehmen Wohnungsgenossenschaft Carl Zeiss e.G. und die jenawohnen GmbH teilen sich den Hauptwohnungsbestand im Neubaugebiet.
Die soziale Infrastruktur Winzerlas ist gut ausgebaut. Es gibt im Stadtteil Schulen, Kitas sowie Einrichtungen der Jugendhilfe und Seniorenheime. Zudem ist die Versorgung der Bewohner*innen durch Einkaufszentren und Supermärkte gesichert. Die medizinische Versorgung ist ebenfalls gewährleistet.
Die Zahl der arbeitslosen Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren, die in Winzerla leben, ist stadtweit am zweithöchsten. Ebenso der Anteil der Bedarfsgemeinschaften die Leistungen nach dem SGB II beziehen.
Die Zahl der in Winzerla lebenden Migrant*innen liegt bei 12,5%. Eine Umfrage des Stadtteilbüros aus dem Jahr 2017 hat ergeben, dass ein Viertel der Befragten die Zunahme an ausländischen Mitbewohner*innen als unangenehm empfinden. Die Ablehnung wurde auch öffentlich in verbaler und physischer Form sichtbar.
Winzerla war in den 1990er Jahren Ausgangspunkt des NSU-Komplex und ein „Angstraum“, in dem Neonazis das Geschehen im öffentlichen Raum dominierten.
Vorwiegend bei älteren Menschen, die keine Angehörigen mehr haben bzw. diese nicht in der Nähe leben, nimmt das Phänomen der Vereinsamung zu.
Ein weiteres Problem in Wohngebiet Winzerla ist der Konsum von Drogen und Alkohol sowie die damit verbundene Desintegration der betroffenen Menschen.
Der Beratungs- und Unterstützungsbedarf der Menschen, die in Winzerla leben, nimmt kontinuierlich zu. Oft wissen die Bewohner*innen nicht, welche Hilfs- und Betreuungsangebote vorhanden sind, wie sie diese erreichen und an wen genau sie sich wenden können. Die teilweise prekären Lebensumstände der Menschen belasten und benachteiligen deren Chancen zur gleichberechtigten Teilhabe am (sozialen) Leben.
Zielgruppe:
Zielgruppe von ThINKA Jena Winzerla sind neben allen Bewohner*innen insbesondere:
- Menschen mit Benachteiligungen
- ältere Menschen, die von Einsamkeit betroffen sind
- Alleinerziehende
- Migrant*innen
- Menschen mit ökonomischen Armutsrisiken, insbesondere Kinder
Ziele:
- Aufbau einer niederschwelligen Beratungsstruktur
- Individuelle Einzelfallarbeit
- Ermitteln der Bedürfnisse und Bedarfe im Stadtteil
- Aufbau einer lebendigen und solidarischen Stadtteilkultur
- Lebendige Nachbarschaft
- Ideen der Bewohner*innen im Stadtteil Raum geben und den Umsetzungsprozess prozesshaft begleiten
- Bewohner*innen befähigen für ihre Belange im Wohnumfeld einzustehen
- Koordinierung und Aufbau von Netzwerkstrukturen