Sozialraum Gera-Liebschwitz
Der Ortsteil Gera-Liebschwitz im Südosten der Stadt Gera, entstanden als langgestrecktes Reihendorf, umfasst eine Fläche von 3,27 km² und wurde 1950 in die Kreisfreie Stadt Gera eingemeindet.
Gera mit ca. 96.000 Einwohnern, die einen Altersdurchschnitt von 49,6 Jahren haben, hat in Folge der Deindustrialisierung nach 1990 eine der höchsten Arbeitslosenquoten in Thüringen. Dieses geht einher mit fehlenden Haushaltsmitteln zur Erfüllung der Gemeinwesen- und Infrastrukturaufgaben. Gewachsene Strukturen des Gemeinwesens wurden in den vergangenen 25 Jahren systematisch finanziellen Sparzwängen geopfert.
Heute leben ca. 1.578 Einwohner mit einem Altersdurchschnitt von 46,7 Jahren im Ortsteil Gera-Liebschwitz, in dem eine umfassende infrastrukturelle Versorgung nicht mehr hinreichend gewährleistet ist, da wichtige Ausstattungsmerkmale außerhalb dieses Quartiers liegen. Kennzeichnend für die prekäre Infrastruktur im Ortsteil sind unter anderem das geringe Arbeitsplatzangebot, schlechte bzw. fehlende Einkaufsmöglichkeiten und mangelnde ärztliche Versorgung. Hinzu kommt, dass den Bewohnern Kontakte und Netzwerke der gegenseitigen Unterstützung und Hilfeleistung außerhalb ihres persönlichen Umfeldes im Ortsteil fehlen. Sie fühlten sich in den letzten zwei Jahrzehnten immer mehr seitens der Landes- und Kommunalpolitik im Stich gelassen.
Als die Landesregierung Thüringens ankündigte, in Gera-Liebschwitz eine Außenstelle der Erstaufnahmestelle Eisenberg für bis zu 500 Flüchtlingen einrichten zu wollen, kündigte sich unmittelbarer Widerstand an, da viele Einwohner angesichts dieser Zahl an Flüchtlingen Ängste hinsichtlich ihrer Sicherheit und des Images des Ortsteils befürchteten. Seit September 2015 ist in Gera-Liebschwitz eine Landesaufnahmestelle (LAST) für bis zu 250 Asylbewerber eingerichtet.
Projektbeschreibung
Ziel des ThINKA-Projektes ist es, wohnort- und sozialraumbezogene Projekte zu organisieren und bedarfsgerechte Angebote zur Verbesserung der beruflichen und sozialen Integration benachteiligter Menschen des Ortsteil einschließlich der Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle zu entwickeln bzw. zu steuern, um die Verbesserung der Lebensqualität aller Bewohner im Sozialraum Gera-Liebschwitz zu erreichen. Flüchtlinge werden aktiv in das Gemeindeleben einbezogen werden, denn es reicht nicht aus, ihnen Unterkunft und Nahrung zu geben: Sie benötigen auch Akzeptanz und gesellschaftliche Teilhabe.
Unsere Teilziele sind:
- stärkere Vernetzung von vorhandenen Einrichtungen wie Ortschaftsrat, Freiwillige Feuerwehr, Sportverein, Flüchtlingsheim u. a. sowie Moderation der Netzwerke und Informationssautausche im Quartier. Ermittlung von spezifischen Bedarfen und Entwicklung von sozialraumbezogenen Lösungsansätzen und damit die Vitalisierung des Gemeinwesens durch Stärkung der vorhandenen Akteure und Initiativen im Sozialraum.
- Ausbau der vorhandenen Infrastruktur, z.B. durch die Einrichtung einer Begegnungsstätte für alle Bewohner des Projektgebiets (einschließlich Flüchtlinge) und Organisation von Gemeinwesen bezogener Arbeit.
- Information hilfebedürftiger Bewohner einschließlich der Flüchtlinge über verfügbare Beratungs-, Bildungs- und Betreuungsangebote zur Verbesserung ihrer Chancen zur beruflichen und sozialen Integration.
- Entwicklung von lebendigen und nachhaltigen Unterstützungsangeboten, sozialen Netzwerken und Selbsthilfestrukturen für die Bedürftigen.
- Mikroprojekte und Beratungsgespräche sollen Toleranz und gegenseitiges Miteinander verbessern. Damit sollen Akzeptanz und Solidarität zwischen Flüchtlingen und Einheimischen erhöht, aufgebaut bzw. gelebt werden. Gleichzeitig ist es Ziel, das Gefühl der sozialen Vernachlässigung durch staatliche Strukturen bei den Einwohnern von Liebschwitz abzubauen.
Zielgruppen
Zielgruppen des Projektes sind alle Bürger des Sozialraums, insbesondere jedoch hilfebedürftige Personen mit besonderen Problemlagen, z. B. Langzeitarbeitslose und Flüchtlinge.