
Spaziergänge durch den Stadtteil
Altenburg. In der Zeit von Aschermittwoch bis Ostern lud ThINKA Altenburg Nord interessierte Anwohnende zu einer Fastenaktion der „besonderen Art“ ein. In Form von Spaziergängen mit inklusivem Charakter konnten die Teilnehmenden das Wohngebiet immer donnerstags unter einem bestimmten Motto erkunden.
Die Tradition des Fastens und der damit verbundene Verzicht auf bestimmte Dinge oder Nahrungsmitteln beschäftigt Menschen schon seit Jahrhunderten. Dabei können, müssen religiöse Gründe aber nicht unbedingt eine Rolle spielen.
ThINKA Altenburg ging es vielmehr bei „Fasten to go“ um innere Einkehr und die Auseinandersetzung mit aktuellen oder persönlichen Themen auf „bewegte“ Art und Weise, da beim Spaziergehen nicht nur der Körper, sondern auch der Geist in aktive Bewegung kommt. Planerisch und in der Umsetzung wurde dieses Projekt von Felix Kalder, zuständiger Pfarrer und wichtiger Netzwerkpartner, begleitet und unterstützt.
Die Themen der Spaziergänge, angelehnt an das entsprechende Wochenmotto der Fastenaktion der evangelischen Kirche „Üben – Sieben Wochen ohne Stillstand“ wurden methodisch so aufbereitet, dass den Teilnehmenden viel Spielraum für eigene aktive Interaktionen ermöglicht werden konnte.
Zu Beginn des ersten Treffens am 03.03.2022 setzte sich die Gruppe damit auseinander was alles „gefastet“ werden kann und kam dabei auf eine Vielzahl von Möglichkeiten: verschiedene Genuss- und Lebensmittel, Shopping-Exzesse, Plastemüll, negative Gedanken, Unfreundlichkeit, Undankbarkeit uvm.
Als bedrückendstes Thema wurde natürlich der bewaffnete Konflikt in der Ukraine benannt. Auf Krieg und Gewalt können, ja sollten alle verzichten. Die Betroffenheit war groß und gab somit die Basis für die Gestaltung der Aktion. Die Gruppe bewegte sich mittels Richtungspfeilen, die abwechselnd gezogen wurden durch den Stadtteil. Ebenso im Gepäck waren Postkarten mit Zitaten zum Thema Frieden. Menschen, die auf den Wegen unterwegs waren, konnten eine der Karten ziehen und man kam ins Gespräch. Als besonders bewegend wurde die Veränderung von Mimik und Ausstrahlung der Passanten beim Lesen der Sprüche wahrgenommen – eine Teilnehmerin beschrieb es so: „Es ging ein Leuchten über das Gesicht“
Als Resultat dieses Tages ließ sich feststellen, der große Frieden kann auch beim kleinen beginnen – mit dem Verzicht auf Missgunst, Neid und Egoismus.
Weitere Mottos der Spaziergänge waren u.a. Gerechtigkeit und Durchhalten. Dabei setzten sich die Teilnehmenden mit ihren eigenen Lebensgeschichten und Zeiten, in denen ihnen Ungerechtigkeit bzw. Gerechtigkeit widerfahren war, auseinander und wie ihnen das Durchhalten in stürmischen Lebensphasen gelang. Praktisch umgesetzt wurde dieses Themengebiet durch das Legen eines „Lebensweges“ mittels selbstgesammelter Naturmaterialien.
ThINKA Altenburg wollte mit den Fastenspaziergängen einerseits die Menschen im Stadtteil für gesellschaftlich / politisch relevante Themen sensibilisieren und andererseits einen Zugang zu Begegnung und Kommunikation schaffen. Einsamkeit, Isolation und für Menschen mit Behinderungen allein kaum zu bewältigende Barrieren erschweren die Teilhabe am öffentlichen Leben. ThINKA versteht sich in diesem Zusammenhang als Impulsgeberin und Vermittlerin, um Bewohnende von Altenburg Nord in Kontakt und Aktion zu bringen.
Den Abschluss bildete ein längerer Spaziergang an den Osterbrunnen der Gemeinde Zschernitzsch, der alljährlich ein großer Magnet für die Bürger:innen Altenburg Nords ist. Die Besichtigung der kleinen Kirche und ein anschließendes Picknick rundeten diesen Ausflug ab.
Birgit A., eine Teilnehmerin im Rollstuhl, meinte am Ende der Veranstaltungsreihe: „Bei schönem Wetter und in einer sehr angenehmen Runde haben mich die Spaziergänge zum Nachdenken und in eine schöne Osterstimmung versetzt. Die Begegnungen mit Menschen, die sich ganz unterschiedlich und vielfältig ausdrücken, haben mich sehr beeindruckt. Und, obwohl ich nicht gläubig bin, hat mir die kleine Andacht in der Kirche viel Ruhe und Gelassenheit gebracht“
ThINKA Altenburg konnte mit der Aktion „Fasten to go“ Menschen dazu bewegen, sich mit verschiedensten persönlichen oder gesellschaftlich relevanten Themen gemeinsam zu beschäftigen.
Die wichtigste Botschaft wohl in diesem Zusammenhang:
Zusammen ein Zeichen für den Frieden zu setzen!